Reinhard Kaiser-Mühlecker
Am 22. Oktober 2008, um 19 Uhr, luden die Österreich-Bibliothek Olmütz, das Österreichische Kulturforum Prag und der Lehrstuhl für Germanistik der UPOL zur Lesung des jungen österreichischen Schriftstellers Reinhard Kaiser-Mühlecker. Die LESUNG fand im Rahmen der Aktion „ÖSTERREICH LIEST“ statt und war ein voller Erfolg:
Über 100 Interessierte folgten der Einladung der Österreich-Bibliothek Olmütz und dem Österreichischen Kulturforum Prag.
[Vaclav Maidl über Reinhard Kaiser-Mühlecker - ein Artikel in tschechischer Sprache] T-zav-nic-Reinharda-Kaiser-Muehleckera1 (pdf, 29 KB) sowie online]
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Aktionswoche „Österreich liest“ statt, über 100 Interessierte fanden sich im Café 87 ein und verfolgten die Lesung mit großer Anteilnahme.
Österreich-Lektorin Birgit Feierl sprach einleitende Worte und leitete im Anschluss an die Lesung das Publikumsgespräch.
"Der lange Gang über die Stationen"
Im Februar dieses Jahres hat Reinhard Kaiser-Mühlecker, 1982 in Oberösterreich geboren, seinen Erstlingsroman "Der lange Gang über die Stationen" vorgelegt.
Das Buch handelt von der traurigen Geschichte des bäuerlichen Anti-Helden und Ich-Erzählers Theodor, der sich nichts anderes als Zufriedenheit und ein glückliches und harmonisches Leben auf seinem Hof, mit seiner Frau, mit seiner Mutter (der Vater wird ja nur peripher erwähnt) wünscht. Doch das Schicksal geht unbeirrt seinen „Gang über die Stationen“ und immer tiefer gerät Theodor durch die äußeren Umstände, durch seine eigene verquerte Weltsicht, durch seine Unfähigkeit, sich mitzuteilen und nachzufragen in einen Strudel, aus dem es kein Entkommen mehr gibt:
Theodor verliert seine heile Welt, gerät in Schulden, verliert das Gefühl der Sicherheit im Zusammenleben mit seiner Frau, verliert seinen Nachbarn, verliert sich selbst und verliert schließlich seine Frau - die sich von ihm abwendet und ihr eigenes Leben lebt. Was ihm, dem Gescheiterten, bleibt, ist der verzweifelte Gang in den Winterwald, mit einer Flasche Schnaps in der Hand.
„Wo ich herkomme, sind die Menschen sehr verschlossen. Da redet man einfach nicht gern“,
sagt Reinhard Kaiser-Mühlecker im Interview der „Buchwoche“ vom 16. Februar 2008.
Wir aber wissen: Reinhard Kaiser-Mühlecker hat seine Sprache - seine ganz eigene Sprache - gefunden und seine Lesung wird den Besucherinnen und Besuchern in Olmütz in eindrucksvoller Erinnerung bleiben.
Die Besucherinnen und Besucher der Lesung in Olmütz zeigten sich aufmerksam und sehr interessiert - sowohl am Roman als auch an der Person Reinhard Kaiser-Mühlecker, welcher im Publikumsgespräch bereitwillig Rede und Antwort stand.
Noch vor kurzem war Reinhard Kaiser-Mühlecker bei uns in Olmütz ein völlig Unbekannter - nun aber hat sich dies schlagartig geändert und die Olmützer Studierenden warten nicht nur mit Spannung auf das nächste Buch des jungen Österreichers, sondern vor allem auch auf des Schriftstellers nächsten Besuch: Schließlich hat er noch bei einigen von ihnen ein Pivo gut und längst sind nicht alle Fragen beantwortet ...
Wer also nun Lust bekommen hat, das Buch von Reinhard Kaiser-Mühlecker zu lesen, der hole es sich aus unserer Österreich-Bibliothek: Beide Exemplare wurden vom Schriftsteller persönlich signiert!
Reinhard Kaiser-Mühlecker
wurde 1982 in Kirchdorf an der Krems geboren und wuchs auf dem elterlichen Hof in Eberstalzell, Oberösterreich, auf. Er studierte Landwirtschaft, Geschichte und Internationale Entwicklung in Wien. Als Literat war er 2007 Stipendiat des Herrenhauses Edenkoben. Bisher hat er kürzere Texte in Zeitschriften veröffentlicht. Der lange Gang über die Stationen ist sein erstes Buch.
Eine tschechische Übersetzung einiger Seiten, die der Autor hier in Olomouc präsentiert hat, finden Sie hier: V-moly-na-dlouh-ceste (pdf, 174 KB) Der Text wurde auszugsweise übersetzt von RADKA DENEMARKOVÁ. (Text vyšel v Literárních novinách 2008-42 na straně 10. )
(Fotos: Mark Probst, Wien)
feierl - 8. Dez, 13:01